Historie der einstigen Kunstmühle Zickmantel & Schmidt

Urkundlich erwähnt wurde die Mühle am gleichen Standort bereits im 12. Jahrhundert. Die damaligen Rittergutsherren errichteten eine Wassermühle mit großem Wasserrad und bauten in die Elster zwei Wehre, um das Wasser zu regeln. Somit konnte ein ständiger Mühlenbetrieb gesichert werden. Als das Dorf am Ende des Mittelalters immer größer wurde, musste auch die Mühle größere Arbeiten leisten. Selbst von auswärts kamen die Bauern, um in Großzschocher ihr Korn mahlen zu lassen. 1568 musste Benno Pflugk die Mühle an Gregor Seiler verkaufen. Die adligen Herren sahen höchst ungern den Verlust dieses Grundstückes. Und sobald es ihre Mittel erlaubten, machten sie von ihrem vorbehaltenen Wiederkaufsrecht Gebrauch und kauften die Mühle zurück.

Von 1680 an war die Mühle wieder in bürgerlichen Händen. Der kunsterfahrene Mühlenbaumeister Johann Balthasar Breitschuh pachtete die Mühle und errichtete im Jahr 1703 eine weitestgehend feuersichere Mühle von Grund auf neu. Wo es ging wurde in diesem Neubau statt Holz Stein verwendet.

Im Jahr 1840 schaffte F. W. Kabitzsch die Lohnarbeit ab und führte das bereits in Frankreich und Amerika praktizierte Mahlwesen ein, wonach auf eigene Rechnung Getreide gekauft, zu Mehl verarbeitet und dieses verkauft wurde. Großzschocher konnte sich rühmen, die erste Mühle im Königreich Sachsen, nein, die erste Mühle in ganz Deutschland zu besitzen, die diese Art des Betriebs praktizierte. Kabitzsch verkaufte die Mühle 1863 weiter an Julius Eberius für 60 000 Taler.

Nachdem am 1. Januar 1865 Anton Zickmantel als Teilhaber eingetreten war, wurde die Mühle in den Jahren 1865 und 1866 erneuert und bedeutend vergrößert. Anstelle der bisherigen vier Wasserräder wurde eine Turbine in Betrieb genommen, außerdem das Hauptgebäude um zwei Stockwerke erhöht und neun neue Mahlgänge mit Zubehör aufgestellt, sowie die vier vorhandenen neu vorgerichtet, wodurch die Einrichtung zur Herstellung feiner Weizenmehle erreicht war.

Als im Mai 1869 Eberius starb, kaufte im September dieses Jahres Anton Zickmantel die ganze Mühle für 108 000 Taler von den Erben des Verstorbenen. Am selben Tage schloss er mit Friedrich Schmidt einen Gesellschaftsvertrag zur Weiterführung des Unternehmens unter der Firma „Zickmantel & Schmidt“. Beide strebten in rastloser Tätigkeit nach Vervollkommnung in der Technik. Was auf der in Leipzig 1869 abgehaltenen ersten Ausstellung von Maschinen und Gerätschaften für die Mühlenindustrie als das Praktischste anerkannt wurde, führte die Mühle zu Großzschocher ein. Eine zweite Turbine wurde 1870 aufgestellt. 1871 konnten alle 13 Mahlgänge durch die neue Erfindung der Aspiration der Mahlgänge zur Verhütung des Warmmahlens verbessert werden.

In den nächsten Jahren wurde eine Dampfmaschine von 100 PS aufgestellt, das Überfallwehr neu erbaut, sechs neue Mahlgänge für Roggenmehle eingerichtet, eine eigene Gasanstalt, Schmiede, Schlosserei und Tischlerei angelegt, eine eigene Telegraphenleitung nach Leipzig errichtet und anstelle der Mühlsteine die als praktisch erprobten Walzenstühle eingeführt. Nach dem Tod von Anton Zickmantel am 7. Mai 1901 übernahm am 23. Juli 1901 sein Sohn Max die Firma. Sohn Max baute aus und erweiterte ständig den Mühlbetrieb. Nach der Inflation wurde das Gasthofsgebäude (Gasthof zur Mühle) zu Werkswohnungen für die Familien der Mühlarbeiter umgebaut.
Nicht unerwähnt sei an dieser Stelle, dass die Firma Zickmantel und Schmidt einschließlich Rechtsnachfolger für eine große Anzahl von Menschen über Jahrzehnte hinweg ein bedeutender Arbeitgeber in Großzschocher war.

Durchlief man die Gärtnerei, die – außer zur Selbstversorgung – auch durch Blumen- und Pflanzenverkauf lebte, gelangte man in den sehr schönen Park. Verließ man diesen, erreichte man eine Apfelplantage, die sich bis zum Elsterwehr erstreckte.
Immer den Blick auf den als sicher geltenden Endsieg gerichtet, hatte man ab 1. September 1939, dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, überall nur für diesen zu kämpfen. Neben der Herstellung von Kriegsmaterial galt die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln als unbedingter Schwerpunkt. Dazu hatten natürlich auch die Mühlenbetriebe einen erheblichen Beitrag zu leisten.

Die gesetzliche Enteignung des gesamten Besitzes der Familie Zickmantel erfolgte am 23. Dezember 1945. Der Park, Felder, Obst- und Wiesengrundstücke gingen im Zuge der Bodenreform in Volkseigentum über und wurden verteilt. Nach Überprüfung durch den Rat der Stadt Leipzig wurde der gewerbliche Teil – der Mühlenbetrieb – dem Eigentümer Zickmantel zurückgegeben.

Im April 1969 wurde die Mühle Großzschocher für 185 000 Mark an die LPG „Florian Geyer“ verkauft. Die LPG nutzte die Mühle zur Lagerung und Herstellung von Futtermitteln, samt kleiner Instandhaltungswerkstatt, bis zur Wende 1989. Mit Auflösung der LPG in den 1990er Jahren bedeutete dies auch das „Aus“ für die Mühle.
Wer den derzeitigen eher traurigen Zustand der unter Denkmal stehenden Gebäude kennt, wird sich in Zukunft daran erfreuen, dass die Mühle mit ihrer neuen Nutzung weiterhin erhalten bleibt. Ein besonderer Dank gilt allen beteiligten Planern, Architekten und Bauherren, die mit viel Liebe und Gespür für dieses historische Denkmal, Wohnträume in diesem geschichtsträchtigen Anwesen erlebbar werden lassen.

Ein besonderer Dank gilt Herrn Werner Franke, Inhaber des „Heimatblick“, und seiner Ausstellung über Großzschochers und Windorfs Vergangenheit, für die textliche Unterstützung.


Überblick über die Wohnanlage Wellenwerk IV

Die ehemalige Kunst- und Roggenmühle im Leipziger Stadtteil Großzschocher ist ein besonderes Industriekultur-Juwel und kombiniert gleich mehrere Alleinstellungsmerkmale hochwertiger Wohnkultur miteinander.

Das imposant hohe Backsteingebäude überragt die sonst überwiegend niedrigen dörflichen Gebäude des Leipziger Stadtteils Großzschochers. Hohe Bäume und viel Grün ringsum ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und geben das Gefühl eines verwunschenen Parks. Bei näherer Betrachtung bemerkt man erst, dass es sich bei diesem Ensemble um die ehemalige Kunst- und Roggenmühle Zickmantel & Schmidt handelt. Die Anlage zeigt sich gegenüber historischen Zeichnungen beinahe unverändert. An der westlichen Grundstücksgrenze befindet sich, an einem grün bewachsenen Uferstreifen, ein kleiner Flusslauf. Dieser namentlich benannte „Elstermühlgraben“ fließt noch immer, jedoch mit leichtem Rauschen, unter dem einstigen Turbinenhaus hindurch. Wo früher Betriebsamkeit herrschte, entstehen heute im Wellenwerk IV Wohnräume, die exklusivem Wohnkomfort mit Kreativität und Gestaltungsfreiraum zum Leben vereinen. Die in den ehemaligen Speicher integrierten großzügigen und doch filigranen Stahlbalkone an der Süd- und Westseite, fügen sich in die Optik des Gebäudes und werden dennoch den alten Charakter und den Charme der ehemaligen Mühle zu Geltung bringen. Eine eigene kleine Brücke, welche nur von den Bewohnern des Wellenwerkes IV erreicht werden kann, führt zu einer großen Liegewiese mit eigenem Spielplatz sowie einem überdachten Pavillon und lädt Groß und Klein zum Verweilen ein.
Lassen auch Sie sich vom Zauber des architektonisch besonderen und stimmungsvollen Ortes inspirieren und erleben Sie ein Wohngefühl der besonderen Art.

Zur besseren Anschaulichkeit und aufgrund der räumlichen Lage möchten wir Ihnen hier das Wohnensemble im Wellenwerk IV kurz vorstellen.

Speicher & Mühle – Wohnfühlerlebnis im historischen Anwesen

Diese individuell geschnittenen Wohnungen befinden sich im ehemaligen Kornspeicher und Werksgebäude der Anlage. Sie liegen teilweise direkt am Fluss und sind mit großzügigen Loggien, Terrassen und Dachterrassen ausgestattet. Die Erdgeschosswohnungen haben einen direkten Zugang zum Garten. Die exklusiven Maisonette-Wohnungen im Dachgeschoss erstrecken sich über 2 Etagen und bieten einen einmaligen 360 ° Rundumblick über die Anlage mit Weitsicht über die Dächer des Stadtteils Großzschochers.

Kontorhaus - Erlebniswohnen im einstigen Büro- & Wohnhaus

Diese drei großzügig geschnittenen Wohnungen mit viel Liebe zum Detail befinden sich im ehemaligen Verwaltungsgebäude und zugleich Wohnhaus der Familie Zickmantel.
Alle drei Wohnungen vereinen individuelles, modernes Wohnen durch weitläufige Grundrisse, helle Räume, einer Loggia und feinster Ausstattung.